Hypnose ist nicht gleich Hypnose – Ein kleiner Blick auf die Vielfalt dieser kraftvollen Methode
Hypnose fasziniert die meisten Menschen – und das nicht ohne Grund. Viele Menschen verbinden damit das Bild einer tiefen Entspannung, in der dem Unterbewusstsein „einfach nur“ neue Gedanken eingepflanzt werden. Doch Hypnose ist weit mehr als reine Suggestion. Sie ist ein vielseitiges und tiefgehendes Werkzeug zur inneren Arbeit, zur Aktivierung von Ressourcen, zur Verarbeitung vergangener Erlebnisse und zur Gestaltung einer selbstbestimmten Zukunft.
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, welche unterschiedlichen Formen der Hypnose es gibt, welche Trancetiefen es gibt – und warum Hypnose oft ganz anders ist, als viele denken.
Hypnose ist nicht immer tief und „weg“ – Trancetiefen verstehen
Ein weit verbreiteter Irrtum: Hypnose bedeutet, völlig „weggetreten“ zu sein. Tatsächlich gibt es verschiedene Trancetiefen, und nicht jede Hypnose ist eine Tiefenentspannung.
Hypnose kann sich durchaus anfühlen wie eine tiefe Entspannung – besonders bei suggestiven Sitzungen. Sie kann aber auch ganz wach, klar und normal wirken. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man in der Hypnose miteinander spricht – z. B. bei der ursachenorientierten Hypnose, mit der ich vorrangig arbeite.
Ein Satz, den ich oft vor der ersten Sitzung sage:„Die Hypnose wird sich wacher und normaler anfühlen, als du denkst.“ Und er ist definitiv wahr.
Denn die Trance ist ein natürlicher Zustand, den wir alle täglich erleben – etwa beim Tagträumen, beim Autofahren, beim konzentrierten Arbeiten, beim Lesen eines Buches, bei der Gartenarbeit und vielem mehr. Immer dann, wenn wir ganz in Gedanken versunken sind und dabei Zeit und Raum vergessen. In meiner Praxis ist es völlig normal, dass wir in der Hypnose miteinander sprechen, Ursachen erforschen und gleichzeitig tief wirksam arbeiten.
Suggestive Hypnose – Worte wirken wie Samen
In der suggestiven Hypnose geht es darum, dem Unterbewusstsein gezielt positive Suggestionen zu geben – also stärkende, klare Botschaften. Das Unterbewusstsein liebt Wiederholungen und reagiert besonders gut auf bildhafte, positive Sprache. Aussagen wie „Ich bin ruhig und gelassen“ oder „Ich vertraue meinem Weg“ können tief im Inneren wirken und dort neue Denk- und Handlungsmuster etablieren. Optimal ist es, wenn wir vorher auch die individuellen Ziele besprechen und stimmige Formulierungen vereinbaren, so dass sich das Unterbewusstsein davon besonders angesprochen fühlt.
Jedes Wort hat Macht – besonders in der Trance, wenn der kritische Verstand zur Seite tritt und das Unterbewusstsein offen ist. Genau deshalb ist es so wichtig, mit Sorgfalt, Achtsamkeit und einer positiven, wertschätzenden Sprache zu arbeiten. Genau das lernen die zukünftigen Hypnosecoaches und -therapeut:innen auch in meiner Akademie In Sensu. Diese Sorgfalt und Achtsamkeit ist die Grundlage jeder vertrauensvollen Zusammenarbeit.
Studienhinweis:
Spiegel et al. (2001) zeigten, dass Suggestionen in Hypnose die Aktivität bestimmter Hirnareale beeinflussen können – insbesondere solche, die mit Vorstellungskraft und Emotionen verbunden sind.
Ursachenorientierte Hypnose – den Ursprung erkennen und lösen
Manchmal reicht es nicht, nur neue Gedanken aufzunehmen – denn wenn alte emotionale Wunden oder tiefe Überzeugungen im Inneren weiterwirken, können sie Veränderungen blockieren. Die ursachenorientierte Hypnose setzt hier an: Sie geht der Frage nach „Wo hat es angefangen?“, „Was steckt wirklich hinter dem Problem?“
In der Trance können wir innere Bilder oder Erinnerungen aufsteigen lassen, die helfen, den Ursprung eines Themas (z. B. Angst, Selbstzweifel, Unsicherheit) zu erkennen und aufzulösen – mit Methoden wie der Inneren Kind-Arbeit, der Regressionsarbeit oder dem Frieden schließen.
Diese Form der Hypnose kann sich sehr bewusst anfühlen. Man ist ansprechbar, spricht, fühlt – und verändert.
Zukunftsorientierte Hypnose – die eigene Vision jetzt schon erleben
Viele Menschen unterschätzen, wie kraftvoll es ist, sich die eigene Zukunft nicht nur vorzustellen, sondern sie emotional zu erleben. In der sogenannten Progression geht man in der Hypnose gedanklich in die gewünschte zukünftige Situation – z. B. in das neue Leben nach einer erfolgreichen Veränderung, in einen Auftritt voller Selbstvertrauen oder in ein Leben in innerer Balance.
Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen real erlebten und intensiv vorgestellten Situationen. Deshalb können diese inneren Zukunftsbilder so wirken, als wären sie bereits real – und neue neuronale Verbindungen entstehen.
Besonders im Leistungssport ist diese Methode weit verbreitet.
Fast alle Profisportler:innen arbeiten mit Mentaltrainern, die hypnotisch arbeiten. Vor einem Wettkampf wird gezielt der Moment des Sieges, das Gefühl von Kraft und der positive Ausgang innerlich verankert. So trainiert man nicht nur die Muskeln, sondern auch das Mindset.
Wissenschaftlich belegt:
Neuroplastizität, also die Fähigkeit unseres Gehirns, sich durch Erfahrungen (auch vorgestellte!) neu zu verschalten, wurde u. a. durch die Arbeiten von Norman Doidge und Michael Merzenich bestätigt.
Ressourcenorientierte Hypnose – die eigene Kraft wiederfinden
Manchmal braucht es keine Rückschau und kein Zielbild, sondern die Erinnerung an das, was bereits da ist: unsere inneren Ressourcen, unsere Stärken und Fähigkeiten. In dieser Form der Hypnose taucht man bewusst in Momente ein, in denen man z.B. Mut, Kraft, Leichtigkeit oder Vertrauen gespürt hat – und holt diese Gefühle spürbar in die Gegenwart.
Diese Ressourcenarbeit stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Gerade Menschen, die sich erschöpft, blockiert oder kraftlos fühlen, können durch diese Methode einen echten Durchbruch erleben. Denn: Alles, was wir brauchen, tragen wir bereits in uns. Manchmal müssen wir es nur wieder aktivieren und erleben.
Hypnose ist so vielseitig wie das Leben selbst
Neben den genannten Ansätzen wird Hypnose heute sehr erfolgreich in zahlreichen Bereichen eingesetzt – etwa bei:
- Angststörungen und Phobien
- Schlafstörungen und innerer Unruhe
- Burnout-Prävention und Stressbewältigung
- Selbstbewusstseins-Stärkung
- Gewichtsreduktion und gesundem Essverhalten
- Raucherentwöhnung
- u. v. m.
Viele wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit von Hypnose – z. B. Montgomery et al. (2007), die zeigen konnten, dass Hypnose Ängste und Stress signifikant senken kann. Auch bei psychosomatischen Beschwerden oder chronischen Schmerzen wird Hypnose erfolgreich eingesetzt.
Show-Hypnose – faszinierend, aber nicht vergleichbar
Lasst uns auch über Show-Hypnose sprechen. Viele Menschen begegnen Hypnose mit Skepsis – nicht selten, weil sie Hypnose bereits im Fernsehen oder auf der Bühne gesehen haben. Dort erleben sie, wie Menschen scheinbar willenlos Dinge tun, an die sie sich hinterher nicht mehr erinnern.
Ja, das ist auch Hypnose. Und ja, sie funktioniert. Show-Hypnose arbeitet mit sehr schnellen Einleitungen, mit Menschen, die besonders empfänglich dafür sind und sich bewusst auf die Situation einlassen. Sie ist unterhaltsam, spektakulär und humorvoll.
Und: Sie hat nichts mit therapeutischer oder ursachenorientierter Hypnose zu tun. In der Praxis geht es nicht um Showeffekte, sondern um Selbstwirksamkeit, Bewusstwerdung und Veränderung. Du bleibst bei dir, bist präsent, sprichst, fühlst und gestaltest deinen Prozess aktiv mit.
Es gibt hervorragende Show-Hypnotiseure, die mit viel Können arbeiten – aber diese Form der Hypnose ist rein auf Unterhaltung ausgerichtet. In meiner Arbeit geht es darum, dir zu helfen, dich selbst besser zu verstehen und dein Leben positiv zu verändern. Hypnose in der Praxis ist achtsam, professionell und tiefgehend.
Fazit: Hypnose wirkt – auf vielen Ebenen
Hypnose ist kein „Trick“, sondern ein tiefgreifender Zugang zur inneren Welt. Ob suggestiv, ursachenorientiert, zukunftsgerichtet oder ressourcenfokussiert – sie bietet für viele Themen kraftvolle Impulse zur Veränderung.
Noch einmal: Hypnose ist nicht Schlaf. Du bekommst alles mit, bist wach und fokussiert und entscheidest selbst über deinen Prozess. Wir arbeiten miteinander – achtsam, bewusst und zielgerichtet.
Wenn du Hypnose erleben oder lernen möchtest, achte darauf, dass du dich jemandem anvertraust, der/die fundiert ausgebildet ist und dich mit Klarheit, Empathie und Erfahrung begleitet. Dann kann Hypnose zu einem echten Schlüssel werden – für mehr Selbstbewusstsein, innere Freiheit und Lebensfreude.
Quellen und Studien:
- Spiegel, D. et al. (2001). Hypnotic suggestion alters brain activity. American Journal of Psychiatry.
- Montgomery, G. H., et al. (2007). A meta-analysis of hypnotically induced analgesia: How effective is hypnosis? International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis.
- Doidge, N. (2007). The Brain That Changes Itself. Penguin Books.